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Berufseinstieg: Chancen und Herausforderungen. Interview mit dem Studenten der Osteuropastudien Johann Stephanowitz

Seria: Specjalizacja: Europa Wschodnia
Autor/Autorka Ariana Kravchuk, Tom-Aaron Aschke
Opieka redakcyjna Junge DGO

Johann Stephanowitz studiert Osteuropastudien an der Freien Universität Berlin. Zuvor hat er einen Bachelor in Europäischer Ethnologie und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin absolviert. Neben seinem Studium ist er als Mitarbeiter am Newsdesk von ZEIT ONLINE und als freier Journalist für diverse andere Medien, wie neues deutschland, Tagesspiegel oder netzpolitik.org tätig. 

 

Ariana Kravchuk und Tom-Aaron Aschke: Hallo Johann, wir freuen uns, uns mit dir über die Orientierung im Berufsfeld Osteuropa aus Studierendenperspektive unterhalten zu können. Wie ist dein Interesse an Osteuropa zustande gekommen? 

Johann Stephanowitz: Vielleicht gab es aufgrund meines familiären Hintergrundes schon seit meiner Jugendzeit ein gewisses Interesse an Osteuropa. Richtig ernsthaft habe ich dann aber begonnen, mich während meines Bachelors mit der Region zu beschäftigen. Schon früh stand für mich fest, dass ich ein Erasmus-Semester machen will und recht schnell fiel meine Wahl auf Polen, wo ich 2019 sechs Monate an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań studiert habe. Meine Entscheidung für Polen hatte vor allem drei Gründe: Einerseits ist es so, dass ich Französisch oder Spanisch nicht kann und diese Länder schon mal wegfielen und Österreich oder Großbritannien mir "zu einfach" waren, und auch in Polen war das Studium auf Englisch. Andererseits hat ein Teil meiner Familie Wurzeln im früheren Ostpolen (der heutigen Ukraine und Belarus). Der sicherlich wichtigste Grund war aber ein journalistisches Interesse – denn ich war erstaunt, wie wenig wir in Deutschland über unser zweitgrößtes Nachbarland wissen und wie wenig Journalist:innen darüber berichten.

Wie hat der Auslandsaufenthalt dich beeinflusst?

Als ich mich 2018 für das Erasmus-Semester vorbereitet und begonnen habe, Polnisch zu lernen, musste ich schon ein paar mitleidige Blicke ertragen, warum es mich denn ausgerechnet nach Polen zieht. Anscheinend gibt es da noch viele Stereotype in der deutschen Gesellschaft. Und auch ich hatte, als ich im Zug nach Poznań saß, zugegebenermaßen noch das eine oder andere Bild im Kopf, von dem ich mich heute distanziere und das sich innerhalb weniger Tage zerstreute. Vielmehr habe ich durch die Reisen im Land sowie durch viele Begegnungen und Gespräche schnell gemerkt, was für eine interessante Region Ost(mittel)europa ist, und dass es gerade auch aus journalistischer Sicht wichtig ist, sich mehr mit ihr zu befassen.

Du hast ja dann auch angefangen, Osteuropastudien an der FU Berlin zu studieren. Was hat dich motiviert, diesen Studiengang zu wählen?

Anfangs war ich eher unsicher, ob ich wirklich einen Master machen oder mich gleich nach dem Bachelor für eine Journalismusschule bzw. ein Volontariat bewerben will, wie es viele angehende Journalist:innen machen. Aber direkt im Anschluss an mein Erasmus-Semester bin ich noch mal für zwei Wochen in die Ukraine und damit in mein zweites osteuropäisches Land gereist. Und während der Zeit dort ist eigentlich der Entschluss gefallen, dass ich mich nochmal tiefergehender und wissenschaftlich fundiert mit der Region befassen will. Da ich bereits damals bei ZEIT ONLINE gearbeitet habe, war für mich auch recht schnell klar, dass ich für meinen Master in Berlin bleiben will. Meine Wahl war dabei zwischen dem Master an der Viadrina in Frankfurt (Oder) oder der FU, wobei ich mich am Ende wohl auch wegen des interdisziplinären Profils des Osteuropa-Instituts für die FU entschieden habe.

Neben dem Studium bist du als freier Journalist tätig. Erzähl uns bitte mehr davon.

Schon seit meiner Schulzeit bin ich journalistisch aktiv. Anfangs in der Schüler- und Studierendenzeitung, später dann auch beim Tagesspiegel, der vor einigen Jahren mal eine Jugendredaktion hatte. Durch Kontakte habe ich Ende 2017 eine Stelle als studentischer Mitarbeiter am Newsdesk von ZEIT ONLINE bekommen. Dort schreibe ich vor allem Meldungen über das aktuelle Tagesgeschehen oder bin an der Produktion unseres Nachrichtenpodcasts beteiligt. Ab und zu schreibe ich aber auch mal für ZEIT ONLINE oder andere Medien hintergründige Artikel – vor allem zu osteuropäischen Themen.

Was denkst du, wie wichtig eine Nebentätigkeit während des Studiums für die Berufsorientierung ist?

Ich glaube, dass die richtige Nebentätigkeit während des Studiums schon sehr wichtig sein kann. Nicht nur, um zu merken, ob einem der angestrebte Beruf wirklich liegt; im besten Fall gewinnt man wichtige Kontakte für die weitere Karriere oder kann nach dem Studium sogar direkt dort weiterarbeiten. Bei ZEIT ONLINE gibt es jedenfalls Perspektivgespräche am Ende unseres Studiums und unsere Nachrichtenchefin versucht uns mit ihren Kontakten bei Bewerbungen zu unterstützen.

Du stehst fast vor dem Uni-Abschluss. Welche Unsicherheiten bezüglich deiner zukünftigen Berufstätigkeit hast du? Wie gehst du mit ihnen um?

2023 ist sicherlich ein Jahr mit einigen wichtigen Weichenstellungen für mich. Ich bewerbe mich derzeit für einige Journalismusschulen und Volontariate. Ich hoffe, dass etwas davon klappt, sicher ist das aber natürlich nicht. Zudem ist der Journalismus eine Branche im stetigen Wandel und mit vielen wirtschaftlichen Herausforderungen: Bei der ZEIT ist die Lage gerade zwar gut, doch in anderen Medienhäusern sind die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung deutlich prekärer.

Wie würdest du deine Berufsperspektiven als Osteuropa-Experte einschätzen? Welche Chancen und welche Schwierigkeiten siehst du auf diesem Gebiet?

Wenn ich erzähle, dass ich Osteuropastudien studiere, habe ich im vergangenen Jahr schon manchmal den Kommentar gehört: "Na, da hast du dir aber das Richtige ausgesucht." Sicherlich wird durch die Eskalation des Krieges in der Ukraine Osteuropa in der Öffentlichkeit wieder mehr wahrgenommen und ein stärkeres Bedürfnis nach Expertise sorgt auch für bessere berufliche Perspektiven in den kommenden Jahren in diesem Feld. Im Journalismus bedeutet das, dass Medien vielleicht mehr Korrespondent:innen für osteuropäische Länder einstellen und die Osteuropa-Expertise in ihren Redaktionen ausbauen. Gleichzeitig macht es der Krieg schwieriger, Recherchen in und über Osteuropa zu betreiben, und viele andere wichtige Themen und Entwicklungen in der Region finden durch den Krieg derzeit leider wenig Beachtung.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Wir wünschen dir alles Gute für deine weitere Karriere!

Dyscypliny

Inna Medioznawstwo Kulturoznawstwo Nauki o komunikacji

Tematy

Rozpoczęcie kariery zawodowej Orientacja zawodowa Transfer wiedzy Europa Środkowo-Wschodnia
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