Die Lokalgeschichte der Stadt Posen/Poznań wurde wesentlich von den konkurrierenden Nationalismen des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt: Sowohl Polen als auch Deutsche erhoben Anspruch auf die Stadt, die mehrfach ihre staatliche Zugehörigkeit wechselte. Gegenstand von Anna Moskals Untersuchung sind Polonisierungsprozesse in Posen während der Zwischenkriegszeit und in der Nachkriegszeit bis zur Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt dabei auf der kulturellen Aneignung des deutschen historischen Erbes durch die polnische Mehrheitsbevölkerung. Moskal zeigt, dass diese Aneignungsprozesse nicht nur durch die zwischenstaatlichen deutsch–polnischen Beziehungen, sondern auch durch innenpolitische Faktoren, etwa das Spannungsverhältnis zwischen Posen und der Hauptstadt Warschau, geprägt wurden. Die Ergebnisse der Untersuchung beruhen auf drei Fallstudien: dem Wandel der Posener Oper, der bis heute größten Internationalen Messe in Polen sowie den früheren Friedhöfen der katholischen, evangelischen und jüdischen Stadtbevölkerung. Damit wird zugleich ein neuer Zugang zur Stadt- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas eröffnet.
Anna Moskal (2013)
Die Polonisierung der Stadt Posen nach 1918 und 1945. Im Spannungsfeld von Region und Nation
- Published: 15.05.2014
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Recommended by Redakcja Pol-Int
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Die Polonisierung der Stadt Posen nach 1918 und 1945. Im Spannungsfeld von Region und Nation.
Reviewed by Dr. Peter Oliver Loew
- Published: 15.11.2016
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Reviewed by
Dr. Peter Oliver Loew
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Edited by
H-Soz-Kult Redaktion
Diese Rezension erschien zuerst in: H-Soz-Kult, 08.10.2014, www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-20758.
Die neuen Grenzziehungen in Ostmitteleuropa nach 1918 und 1945 erzwangen ebenso wie politische Umbrüche immer wieder individuelle und kollektive Neuverortungen: Mit dem Untergang bzw. der Wandlung aller auf die Region ausgreifenden Imperien verloren alte Erzählungen an Bedeutung, in den neuen nationalstaatlichen Kontexten mussten neue Erzählungen gefunden werden. Dabei spielte das materielle wie immaterielle Erbe der „alten Zeit" in unterschiedlichem Maße in die Gegenwart hinein, und der Umgang mit dem Fremden oder Fremdgewordenen führte zu vielen Strategien von Aneignung, Ausgrenzung oder Überlagerung.
Die Stadt Posen (Poznań), der Anna Moskal ihre bei Philipp Ther an der Viadrina geschriebene und preisgekrönte [1] Dissertation widmet, ist ein spannender Fall: 1793 zu Preußen gekommen, bei dem sie mit kurzer Unterbrechung in der napoleonischen Zeit bis zur Jahreswende 1918/19 blieb, wurde sie rasch zum wichtigsten Verwaltungszentrum im preußischen Teilungsgebiet Polens und gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch zum Zentrum preußisch-deutscher Germanisierungsbestrebungen, obwohl die Mehrzahl der Einwohner polnischsprachig blieb. Im wiederentstandenen Polen der Zwischenkriegszeit wanderten mehr als 90 % der Posener Deutschen nach Deutschland ab, womit die Stadt zur ethnisch polnischsten aller polnischen Großstädte wurde. Die deutsche Besetzung im Zweiten Weltkrieg führte zu einer erneuten, diesmal brutalen Germanisierung, der nach 1945 wiederum eine Polonisierung folgte. Diese beiden Phasen der Polonisierung untersucht und vergleicht Moskal, womit sie methodisch auf Arbeiten etwa zur Polonisierung von Stettin, Breslau oder auch Pressburgs aufbaut.[2] Der Posener Fall unterscheidet sich jedoch dadurch, dass die Stadt weder 1918 noch 1945 einen nahezu kompletten Bevölkerungsaustausch erlebte, es also starke „polnische" Kontinuitäten gab und immer nur Teile der Stadtlandschaft oder der Erzählungen über die Stadt polonisiert werden mussten. Dadurch waren zwangsläufig die Möglichkeiten einer „kreativen" Polonisierung eingeschränkt, die Stadt und ihre polnische(n) Geschichte(n) mussten nicht gänzlich neu imaginiert werden.
Anna Moskal konzentriert sich – nach einführenden Kapiteln zum großpolnischen Regionalismus und zu Grundstrukturen der Bevölkerungsentwicklung – auf drei Institutionen: Die Posener Messe, das als „Großes Theater" bekannte Opernhaus und die innerstädtischen Friedhöfe. Dabei deckt sie ein gewisses Paradox auf: Polonisierung fand hier, sicherlich, in Abgrenzung zum „Deutschen" statt, übernahm dieses Deutsche jedoch oft nahtlos, da es zivilisatorischen Vorsprung bedeutete, und brachte es – „polnisch" umgedeutet – ein, um die Stadt Posen und die von hier aus verwaltete Woiwodschaft im neuen nationalstaatlichen Kontext des polnischen Staates aufzuwerten: Je „repräsentativer" oder „europäischer" das Deutsche war, desto rascher wurde es vom Fremden zum Eigenen, mithin zum Polnischen (S. 256f.).
Die drei Hauptteile der Arbeit sind zunächst zuverlässige Darstellungen von Teilbereichen der Stadtgeschichte, liefern darüber hinaus auch Anschauungsmaterial für die Facetten von Polonisierung. Beim Messegelände, das auf deutsche Industrieausstellungen vor dem Ersten Weltkrieg zurückging, zeigte sich die nationale Umwertung vor allem auf der deklaratorischen Ebene: Was früher – vor allem zur großen „Ostdeutschen Ausstellung" von 1911 – von der Vitalität des Deutschtums im Osten zeugen sollte, hatte danach die Vitalität des polnischen Gewerbefleißes zu demonstrieren und war Grundlage für Posens Ehrgeiz, sich als Polens Messestadt, als sein Fenster zur Welt zu positionieren. Die Messehallen wurden entweder übernommen oder – nach 1945 – auf dem alten Gelände neu gebaut. Nur am „Oberschlesischen Turm" (einer Kombination von Wasserturm und Ausstellungspavillon) mit seiner eigentümlichen, fremd wirkenden Architektur schieden sich die Geister: Zwar ermöglichte die Beschädigung im Zweiten Weltkrieg eine bauliche Neugestaltung als „polnischer Höhenakzent in der ‚Skyline' der Stadt" (S. 116), doch nahm sich das Ergebnis mit einer relativ schlichten Metallkonstruktion schließlich eher bescheiden aus.
Das Opernhaus war 1910 mit modernster Bühnentechnik als Deutsches Stadttheater eröffnet worden, um die Vorrangstellung deutscher Kultur im Osten des Reichs zu manifestieren. Es bot folglich nach seinem völlig reibungslosen Übergang in polnische Hände zu Beginn der Spielzeit 1919/20 beste Voraussetzungen, ebenfalls zu einem Aushängeschild zu werden – zu dem (neben Warschau) führenden Opernhaus des Landes, was den Ruf Posens als „musikalischer Hauptstadt Polens" (S. 206) begründete. Das ließ sich die Stadt einiges kosten, in den ersten Jahren verschlang die Bühne gar ein Zehntel der städtischen Steuereinnahmen (S. 152). Ähnlich wie im Fall der Messe versuchte nach dem Zweiten Weltkrieg die polnische Regierung – schließlich mit Erfolg – die Oper zu verstaatlichen, nahm der Stadt also den Einfluss auf zwei ihrer wichtigsten „Visitenkarten".
Während in den beiden ersten Fallstudien deutlich wird, dass der „Polonisierung" deutscher Institutionen eine wichtige symbolische Bedeutung zukam und sich „als Argument für die angestrebte Führungsrolle der Stadt innerhalb Polens instrumentalisieren ließ" (S. 257), spielte sie im Fall der konfessionellen Friedhöfe eigentlich nur die Begleitmusik zu einer modernen städtebaulichen Maßnahme: Die bereits zu kaiserdeutscher Zeit erwogene Auflösung der innerstädtischen Friedhöfe und ihre Umwandlung zu Parkanlagen kam zwischen den Kriegen auch aufgrund des Widerstands der stark geschrumpften deutsch-protestantischen Gemeinden – die der Stadtverwaltung „Entgermanisierung" vorwarfen – nicht recht voran, während die NS-Behörden während des Kriegs das Werk energisch und ohne große Rücksicht auf Protest betrieben, bis es in den Nachkriegsjahrzehnten vollendet wurde.
Polonisierung ist somit, wie Anna Moskal zeigt, nur eine Ebene in der städtischen Entwicklung nach Herrschaftswechseln, sie wurde oft vorgeschützt, um Modernisierungs- oder Verstaatlichungsprozesse zu kaschieren und innerpolnischen Gegnern mit dem nationalen Argument Wind aus den Segeln zu nehmen. In Posen nahm sie besondere Gestalt an: Während anderswo, etwa in Warschau, wichtige bauliche Symbole der russischen Herrschaft bald nach 1918 zerstört wurden, lebt Posen bis heute mit der „angeeigneten" wilhelminischen Architektur, ohne dass sich hier jene historische Vielstimmigkeit entwickelt hätte, die Städte wie Breslau, Danzig oder – denkt man an das jüdische Erbe – Krakau prägen. Es ist allerdings nicht einsichtig, weshalb die Autorin den wichtigsten Ort symbolischer Polonisierung vollständig außer Acht gelassen hat, nämlich den Alten Markt, wo der Umgang mit dem historischen Alten Rathaus, mit dem zu preußischer Zeit errichteten Neuen Rathaus sowie dann nach den Zerstörungen von 1945 mit der gesamten Bausubstanz wegweisend war für den lokalen Umgang mit fremder Vergangenheit.
Während Anna Moskal in ihren Fallstudien, insbesondere bei der Theatergeschichte, viel Neues zu Tage fördert und auch fundamentale Prozesse lokaler, als „Nationalisierung" verkleideter Modernisierung in Ostmitteleuropa analysiert, kann sie durch ihre Beschränkung auf drei Fallstudien das Phänomen „Polonisierung" in Posen nur in Teilen erfassen. Als Ausgangspunkt für eine kulturwissenschaftlich begründete Geschichte Posens im „langen" 20. Jahrhundert ist ihre Studie jedoch wertvoll und liefert viele Anregungen für die weitere Arbeit. Wenig ansprechend ist lediglich die Bebilderung des Buches: Anstatt die Polonisierung auch bildlich nachzuverfolgen, hat die Autorin sich auf den Abdruck einiger weniger historischer Dokumente sowie einiger eigener Fotografien beschränkt. Warum sie als Umschlagabbildung eine Ansicht des Messegeländes gewählt hat, auf der vom Bildrand abgeschnittene Straßenlaternen und futuristische Oberleitungsmasten der 2000er-Jahre den Blick auf den eigentlichen Untersuchungsgegenstand, nämlich den Messeturm, versperren, bleibt allein ihr Geheimnis.
Anmerkungen:
[1] Die Autorin erhielt für ihre Arbeit 2014 den Arthur-Kronthal-Preis der Historischen Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen.
[2] Gregor Thum, Die fremde Stadt. Breslau 1945, Berlin 2003; Jan Musekamp, Zwischen Stettin und Szczecin. Metamorphosen einer Stadt von 1945 bis 2005, Wiesbaden 2010; mit einem ähnlichen zeitlichen Zuschnitt Iris Engemann, Die Slowakisierung Bratislavas. Universität, Theater und Kultusgemeinden 1918–1948, Wiesbaden 2012.Peter Oliver Loew: Rezension zu: Moskal, Anna: Im Spannungsfeld von Region und Nation. Die Polonisierung der Stadt Posen nach 1918 und 1945. Wiesbaden 2013, in: H-Soz-Kult, 08.10.2014, www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-20758.
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Die Polonisierung der Stadt Posen nach 1918 und 1945. Im Spannungsfeld von Region und Nation
Reviewed by Prof. Agnieszka Zabłocka-Kos
- Published: 17.06.2015
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Reviewed by
Prof. Agnieszka Zabłocka-Kos
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Edited by
Dr. Christoph Schutte
Anna Moskals Studie beruht auf ihrer Dissertation, die unter der Leitung von Philipp Ther im Rahmen des Projekts „Out of Place. Ethnic Migration, Nation State Formation and Property Regimes in Poland, Czechoslovakia and Israel" entstanden ist. Dieses internationale Projekt wurde 2006-2009 am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) realisiert. Die Forscher beschäftigten sich auch mit Pressburg (Bratislava) [1] und der israelischen Stadt Ramla. M.s Forschungsansatz beruht auf der „Erkenntnis, dass (Zwangs-) Migration und Eigentumspolitik eine zentrale Rolle bei der nationalen Aneignung bestimmter Räume spielen" (S. 3). Im Buchtitel wird die für die Analyse maßgebliche Kategorie deutlich: der Konflikt zwischen den Zentral- und Lokalbehörden in Posen (Poznań) und seine Aushandlung innerhalb zweier historischer Perioden – nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens 1919-1929 und nach der Befreiung 1945-1947. Der Konflikt bezog sich auf die Rolle, die Großpolen, und insbesondere Posen und seine Einwohnerschaft, im polnischen Staat spielen sollten. M. betont, dass Posen in der Zwischenkriegszeit „die Hochburg der politischen Opposition war, die diese Stadt zu einem Gegengewicht zur Hauptstadt Warschau ausbauen wollte" (S. 41).Die Vf. schildert diese Prozesse, indem sie den Begriff „Polonisierung" verwendet; zugleich weist sie „auf aktuelle Proteste polnischer Gesprächspartner" (S. 5) hin, die „Repolonisierung" bevorzugen würden. M. untersucht ihren Forschungsgegenstand anhand dreier Fallstudien: der Posener Messe, des „Großen Theaters" und konfessioneller Friedhöfe. Dies waren charakteristische Komponenten der polnischen Markierung der Stadtlandschaft, die als Antwort auf die in den 1890er Jahren in Angriff genommenen analogen Maßnahmen der deutschen Behörden anzusehen sind. [2] Allerdings erscheint es nicht vollkommen begründet zu sein, auf die beiden Perioden und sehr unterschiedlichen Forschungsgegenstände den Begriff „Polonisierung" anzuwenden. Von einer „Polonisierung" können wir lediglich im Zusammenhang mit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und in Bezug auf die Institutionen, die vor 1793 nicht existiert hatten, sprechen.
Eindeutig polonisiert wurde vor allem die Posener Messe. Nach dem Ersten Weltkrieg sollte sie eine klare Antwort auf die Ostdeutsche Ausstellung von 1911 darstellen, die darauf abgezielt hatte, die schnelle und moderne Entwicklung der damaligen deutschen Ostgebiete nachzuweisen. Indem man nach 1918 die Ausstellungsgebäude für die polnischen Messe- und Ausstellungszwecke adaptierte, wollte man etwas Ähnliches beweisen – und zwar die Fortschrittlichkeit der polnischen Industrie und die Errungenschaften des jungen Staates. Eine entscheidende Phase war hierbei 1929 die Durchführung der Allgemeinen Landesausstellung (Powszechna Wystawa Krajowa), mit der die Leistungen der polnischen Wirtschaft während der ersten zehn Jahre der Souveränität Polens dokumentiert wurden. Die aufwändigen Bemühungen der Posener Behörden, diese Veranstaltung in der Hauptstadt Großpolens stattfinden zu lassen, beweisen ihr Bestreben, die Bedeutung der deutschen Ausstellung von 1911 zu minimieren.
Der Kontext ist aber noch deutlich umfangreicher. Die Autorin erwähnt nämlich nicht, dass die Posener Ausstellung von 1911 ein bemerkenswertes Präludium zu der Ausstellung war, die in Breslau 1913 anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Völkerschlacht bei Leipzig und des Sieges über Napoleon organisiert wurde. Die Posener Veranstaltung akzentuierte die wirtschaftliche Entwicklung des „eingedeutschten" Großpolens sowie Nieder- und Oberschlesiens. Sie betonte auch den angeblich deutschen Charakter Posens. In Breslau dagegen konzentrierte man sich auf den historischen Kontext der Befreiungskriege und die Rolle der schlesischen Hauptstadt bei der Bezwingung Napoleons. Die Ausstellungen von 1911 und 1913 sind daher im Zusammenhang zu betrachten, sie manifestierten nämlich die Macht Deutschlands im Osten – sowohl in wirtschaftlicher als auch in historischer Hinsicht. Dies fand auch in der Symbolik der Ausstellungsgebäude seinen Ausdruck: im Oberschlesischen Turm in Posen und im Pavillon der Historischen Ausstellung in Breslau (beides Entwürfe Hans Poelzigs) sowie in der Breslauer Jahrhunderthalle Max Bergs. Ganz offensichtlich bezog sich die Allgemeine Landesausstellung 1929 auf Veranstaltungen von 1911 und 1913. Auch die im Juni 1929 in Breslau eröffnete Ausstellung „Werk und Wohnraum" (WuWa), die vom Schlesischen Landesverband des Deutschen Werkbundes organisiert wurde, sollte hier mitberücksichtigt werden. [3] Beide Veranstaltungen von 1929 konkurrierten zwar miteinander, hatten aber das gemeinsame Ziel, die moderne Entwicklung der beiden Staaten nachzuweisen. Im Zusammenhang der Breslauer Veranstaltung wiederum müsste man auch die ab 1921 in Posen stattfindenden Messen betrachten – letztlich bestand die Intention stets darin, die Öffentlichkeit vom Polentum Großpolens bzw. vom Deutschtum Schlesiens zu überzeugen.
In der zweiten Fallstudie erörtert M. die Übernahme des deutschen Stadttheaters in Posen 1919 und seine Umgestaltung in die anfangs bedeutendste Opernbühne Polens. Auch hier handelte es sich um eine materielle Aneignung. Das Theater stellte eine Komponente des Kaiserforums – einer imposanten städtebaulichen Anlage im Zentrum Posens – dar und war eines der symbolträchtigsten Elemente der Markierung des deutschen Territoriums in Posen. Die Geschichte des Theaters bis 1918 wird von M. in interessanter Weise geschildert, allerdings ohne den besonderen Charakter des gesamten Stadtviertels zu berücksichtigen. Dieses ist ausschließlich mit dem etwas früher entstandenen Kaiserforum in Straßburg zu vergleichen, das nach 1918 und nach 1945 französisiert wurde. Im Fall des Posener Theaters kann man von einer „Polonisierung" des Theatergebäudes und des gesamten Bauensembles des Kaiserforums sprechen. Das Repertoire, die Leitung und das Personal wurden hingegen eher „repolonisiert". Seit 1875 existierte nämlich in Posen ein modernes polnisches Theater mit eigenem Repertoire. Die 1919 eröffnete Oper, die den Platz des deutschen Stadttheaters einnahm, setzte gewissermaßen die Traditionen des früheren polnischen Theaters fort, das sich weiter auf Theaterstücke konzentrierte, während im Großen Theater hauptsächlich Opernstücke gespielt wurden. M. erörtert auch sehr knapp – und dabei leider zu oberflächlich – die deutsche Besatzung 1939-1945 und deutet die Jahre 1945-1949 als Fortsetzung der Programm- und Personalpolitik sowie der Einstellung der Stadtbehörden gegenüber der Oper aus der Zwischenkriegszeit.
In der dritten Fallstudie beschäftigt sich die Autorin mit den evangelischen Innenstadtfriedhöfen, die man in der Zwischenkriegszeit in Stadtparks verwandeln wollte. Aufgrund des Widerstands der evangelischen Gemeinde wurde das Vorhaben nicht verwirklicht. Erst im Laufe des Zweiten Weltkriegs lösten die deutschen Behörden diese Friedhöfe teilweise auf, und die polnischen Behörden führten dieses Bestreben nach 1945 fort.
M.s Buch ist eine spannend verfasste Studie, die sich auf eine gründliche Archiv- und Presserecherche stützt und die sehr umfangreiche polnische Fachliteratur sorgfältig nutzt. Im Kontext der polnischen Forschungen nimmt diese Arbeit einen neuen Standpunkt in Bezug auf die Frage nach der „Polonisierung" und der „Repolonisierung" Posens nach 1918 und nach 1945 ein, wenn auch dieser Aspekt größtenteils bereits in anderen Zusammenhängen erörtert worden ist. Für deutsche Leser ohne Polnisch-Kenntnisse liefert dieses Buch nicht nur aufschlussreiche Informationen zur Geschichte Posens, sondern auch zur preußischen Herrschaft im polnischen Teilungsgebiet. [4] Die Studie passt also hervorragend in die Strömung der postcolonial studies, auch wenn M. selbst sich nicht darauf bezieht. Sehr wünschenswert wäre es, dieses Buch auch in polnischer Sprache zu veröffentlichen. Es könnte nämlich einen Anstoß für Studien zu polnischen Städten innerhalb anderer Teilungsgebiete liefern, die man nach 1918 repolonisierte. Schon jetzt stellt es einen bedeutenden Ansatzpunkt zur Analyse der „Französisierungsprozesse" nach 1918 und nach 1945 im Elsass und in Lothringen dar.
[1] Iris Engelmann: Die Slovakisierung Bratislavas. Universität, Theater und Kultusgemeinden 1918-1948, Wiesbaden 2012.
[2] Vgl. Zenon Pałat: Architektura a polityka. Gloryfikacja Prus i niemieckiej misji cywilizacyjnej w Poznaniu na początku XX wieku [Architektur und Politik. Die Verherrlichung Preußens und der deutschen zivilisatorischen Mission in Posen zu Beginn des 20. Jh.], Poznań 2011; Rezension von Christoph Schutte, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 63 (2014), S. 157-158, der allerdings den Titel falsch angibt und das Wort „znaczenie" falsch übersetzt – und zwar mit „Bedeutung" statt „Markierung".
[3] Jadwiga Urbanik: WUWA 1929-2009. Wrocławska wystawa Werkbundu [WUWA 1928-2009. Die Breslauer Ausstellung des Werkbundes], Wrocław 2009.
[4] Dies ist insbesondere im Zusammenhang des bisher nicht ins Deutsche übersetzten Buches Zenon Pałats, sowie des für die Wahrnehmungsfrage des Stadtraums grundlegenden Buches von Zofia Ostrowska-Kebłowska. Architektura i budownictwo w Poznaniu w latach 1780-1880, 2. Aufl., Poznań 2009, zu betonen, was zweifelsohne sehr schade für die deutschen Leser ist.
Diese Rezension erschien zuerst in der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 64 (2015) H. 1
ApADie Polonisierung der Stadt Posen nach 1918 und 1945. Im Spannungsfeld von Region und Nation
Reviewed by Jonas Grygier
- Published: 02.07.2014
-
Reviewed by
Jonas Grygier
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Edited by
PD Dr. Markus Krzoska
Nachdem es in den letzten Jahren eine Konjunktur an Studien gab, die materielle und kulturelle Aneignungsprozesse in städtischen Räumen nach politisch-systemischen Zäsuren in den Fokus rückten [1], folgt nun Anna Moskal mit einem weiteren Werk zur Stadt Posen zu einem ähnlichen Problemgelage. Diese Veröffentlichung ist die überarbeitete Version ihrer Dissertationsschrift, die im Rahmen des Forschungsprojekts „Out of place: Ethnic Migration, Nation State Formation and Property Regimes in Poland, Czechoslovakia and Israel“[2] an der Europa-Universität Viadrina entstand.
Moskals Studie ist aber nicht nur eine Fortführung oder erneute Auflage einer der oben angesprochenen Studien zur Aneignung an einem weiteren Beispiel, sondern zeichnet sich ebenso wie diese durch weiterführende Fragestellungen und ein eigenes Konzept aus.
Moskal untersucht in ihrem Buch Prozesse der kulturellen, materiellen Aneignung und politischer Integration vor dem Hintergrund des nation buildings. Mit einem institutionsgeschichtlichen Ansatz rücken am Beispiel Posens Objekte des öffentlichen Raums in das Interesse: die städtische Messe, die Oper und die Friedhöfe. In einem diachronen Vergleich stellt sie die verschiedenen Formen der Aneignung dieser Institutionen gegenüber. Mit dem Vergleich zweier unterschiedlicher politischer Systeme, und zwar der Zweiten Polnischen Republik und der Volksrepublik Polen, konturiert sie auch Fragen nach Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Ihrem Forschungsgegenstand nähert sie sich mit Konzepten von „Polonisierung“, „Nationalisierungsprozessen“ und dem heuristischen Begriffsverhältnis von Peripherie und Zentrum.
Im Zentrum Moskals Werk stehen, wie bereits oben angedeutet, drei lokal- und stadtgeschichtliche Fallbeispiele (die Posener Messe, die Posener Oper und die Posener Friedhöfe), an denen sie ihr Konzept prüft. Jedem dieser Fälle wird ein Kapitel zugeordnet. Neben der Einleitung und dem Schluss rahmen zwei einführende inhaltliche Kapitel den Teil mit der empirischen Untersuchung ein: Einmal eine Darstellung des großpolnischen Regionalismus und außerdem eine der Migrations-, Bevölkerungs- und Eigentumspolitik. Die Kapitel mit den Fallbeispielen sind in sich chronologisch geordnet und enden je mit einer kontrastiven Zusammenfassung.
Moskal argumentiert in ihrem Buch, dass sich der Aneignungsprozess nicht primär entlang eines deutsch-polnischen Gegensatzes vollzog, sondern sogar maßgeblich von innerpolnischen Konflikten bestimmt war. Hier hätten vor allem die Konkurrenz zwischen zentralstaatlichen und anderen regionalen Akteuren auf der einen Seite und Posener Akteuren auf der anderen Seiten eine Rolle gespielt. Dies analysiert Moskal im Folgenden aus der Perspektive bzw. mit dem Konzept des Spannungsfelds von Region und Nation. Die vom Rest Polens abweichende Entwicklung Posens während der Teilungen, habe danach das Verhältnis von Region und Zentrum, hier also der Posener Stadtregierung und der polnischen Zentralregierung in Warschau maßgeblich geprägt, worauf weiter unten eingegangen werden soll. Vor diesem Hintergrund sei vor allem der Konflikt um die angemessene Integration der Region in den Gesamtstaat betroffen gewesen: In welcher Art und Weise sollte sich die Region Posen in den polnischen Nationalstaat einbringen, wie stark sollte Polen von Posen oder Posen von Polen geprägt sein?
Aneignungsprozesse (der deutsch konnotierten Umwelt) spielten hier nun eine vielfache Rolle. Zum einen mussten aus nationalpolnischer Sicht (gerade nach 1918) die ehemals deutschen Objekte und Räume erschlossen und für eine polnische Bevölkerung emotional anschlussfähig gemacht werden. Zum anderen sollte aus Posener Sicht diese Aneignung dazu dienen, eigene regionale Vorstellungen vom „Polnischen“ in den Gesamtstaat einzubringen. Schließlich sollte aus zentralstaatlicher Perspektive die Stärkung regionaler Polonisierungsprozesse nur insofern vertieft werden, als dass sie dem Aufbau eines einheitlichen Nationalstaats nicht im Wege stünden.
Moskal argumentiert anhand der verschiedenen Beispiele (Messe, Oper und Friedhöfe), wie diese Gegenstände und die entsprechenden Politikbereiche von den jeweiligen regionalen oder zentralstaatlichen Akteuren instrumentalisiert wurden, um so auf den Prozess des nation buildings Einfluss zu nehmen. Diesen Prozess bezeichnet sie als „Polonisierung“ und versteht darunter auch, gerade nach 1945, einen Prozess, der den „'polnischen Charakter', d.h. die Zugehörigkeit der Stadt Posen […] zu Polen sichtbar(er) […] machen und […] vertiefen“ (S. 7) sollte. Diese sei sowohl von regionalen als auch von zentralstaatlichen Akteuren gewollt gewesen. Doch hätten beide Seiten unterschiedliche Vorstellungen von ihrer konkreten Ausgestaltung gehabt, was Moskal in ihrem Werk zeigen möchte.
Moskal reflektiert aber nicht nur die vertikale Ebene, also die Interaktion von regionalen (sowie regional staatlichen) und zentralstaatlichen Akteuren. Mit ihrem Konzept der „Polonisierung“ berücksichtigt sie ebenfalls horizontale Vorgänge in der lokalen und gesamtpolnischen Gesellschaft. Sie argumentiert also auch vor dem Hintergrund eines sich ausbildenden öffentlichen polnischen Diskurses. Anhand der drei genannten Fallbeispiele ihrer Untersuchung verdeutlicht sie, welche Funktionen diese Institutionen in einem Prozess der Polonisierung erfüllten. Dabei zeigt sie auf, wie die lokalen Einrichtungen (Messe, Oper und Friedhöfe) von den verschiedenen Akteuren genutzt wurden, um diesen Prozess der inneren polnischen Nationsbildung, also auch Vertiefung von national(staatlichen) Zusammenhängen in ihrem Sinne zu prägen. Hier spielten nach Moskal Auto- und Heterostereotype eine große Rolle. Wollte die Posener Bevölkerung dem restlichen Polen ihre eigene Fortschrittlichkeit sowie ihr authentisches Polentum beweisen und sich damit der Kritik erwehren, „germanisiert“ worden zu sein. So benutzten andere Teile der polnischen, nicht-Posener Gesellschaft diese Bereiche, um den Posenern kulturelle Rückständigkeit und/oder Andersartigkeit, also ihr nicht genügendes „Polnisch-Sein“ zu unterstellen. Insofern seien (gedeutete) Erfolge oder eben Misserfolge im Bereich der Wirtschaft (Messe), der Kultur (Oper) oder der Modernisierung von Städten (Friedhöfe) zentral für diesen gesellschaftlichen, staatlichen Aushandlungsprozess und für die auf ihn wirkenden Prägekräfte gewesen.
Eine große Stärke dieses Buches ist sein komparativer Ansatz und das eigene Konzept von „Polonisierung“, „Nationalisierungsprozess“, „Aneignung“ und „Peripherie-Zentrum-Verhältnis“. Bei den Begriffen bezieht sie sich auf einschlägige Vorarbeiten. So greift sie etwa beim Aneignungsbegriff auf die Arbeiten von Peter Oliver Loew, Christian Pletzing und Thomas Serrier zurück. Ihr Verständnis von Nation und Nationalismus gründet auf den Studien Rogers Brubakers. Und sie stützt sich maßgeblich auf Hans Henning Hahn und Stephan Scholz für ihren Stereotypenbegriff. Durch das Zusammenführen dieser verschiedenen Begriffe erhält Moskals Konzept eine eigenständige Bedeutung. Ihr gelingt es, das empirische Material auf gewinnbringende, neue Weise zu interpretieren.
Auch ist das von ihr verwendete Archivmaterial sehenswert. Neben einschlägigen Beständen (Verwaltungsakten), hat sie detailreich eine große Anzahl an polnischen und deutschen Pressestimmen zusammengetragen. Damit fängt sie einen Teil der öffentlichen Diskussionen ein und kann zugleich viele retrospektiveAnnahmen hinterfragen. Außerdem kann positiv festgehalten werden, dass Moskal zusätzlich Akten von weiteren Institutionen einbezieht. So wertet sie im Kapitel zur Messe das Quellenmaterial der Messegesellschaft aus oder im Kapitel zu Friedhöfen Bebauungspläne. Immer wieder kann sie durch Recherchen hochinteressante Einzelbefunde ans Tageslicht befördern oder auch die Grenzen des historisch Erforschbaren zeigen.
Die der Arbeit zu Grunde liegende Annahme, dass die Zugehörigkeit Posens zu dem preußischen Teilungsgebiet im Unterschied zu dem österreichischen und russischen Gebieten eine abweichende Entwicklung von den restlichen polnischen Gebieten nahm, ist nicht unproblematisch. Denn diese Sichtweise impliziert zum einen, gewollt oder nicht, einen polnischen Normalweg im Gegensatz zur Posener Entwicklung. Zum anderen reflektiert diese Annahme zu wenig die unterschiedlichen Verhältnisse innerhalb des preußischen Teilungsgebietes und die anfänglich eigenständigen Entwicklungen mit Kongresspolen oder der Krakauer Republik in den anderen beiden Teilungsgebieten. Das preußische Teilungsgebiet bestand neben Posen aus Westpreußen und dem Ermland (Ostpreußen), und alle drei Gebiete brachten sehr unterschiedliche Verhältnisse mit in die preußische Herrschaft ein.
Leider schafft sie es nicht durchgehend, ihr einleuchtendes Konzept an allen Beispielen anzuwenden. Überzeugt ihr Konzept am Fallbeispiel der Messe, greift es am Beispiel der Oper nur in Teilen und offenbart Schwächen am Beispiel der Friedhöfe. Für den Fall der Messe arbeitet sie heraus, welche Vorstellungen regionale und zentralstaatliche Akteure von einem polnischen Nationalstaat und der Rolle der Region in ihm hatten. Ähnliches ist sie in der Lage, anhand der Oper in Ansätzen für den Kulturbereich zu leisten. Sie situiert wiederholt die verschiedenen politischen sowie öffentlichen Konflikte um eine städtische Kulturpolitik in einem Spannungsverhältnis von Gesamtstaat und Region. Und macht deutlich, wie sich verschiedene Akteure zu öffentlichen Objekten positionierten oder sie in öffentlichen Diskussionen argumentativ vereinnahmten, um ihre Auffassung durchzusetzen. Es ließe sich jedoch anzweifeln, ob im Bereich der Kulturpolitik alle diese Maßnahmen dem Ziel dienten, eine konkrete Vorstellung von einem polnischen Nationalstaat und der Integration in den polnischen Staatsverband zu realisieren. Oder ob hier nicht spezifische kulturästhetische Debatten oder Empfindlichkeiten eine Rolle spielten, die sich höchstens instrumentell in den Diskurs um die polnische Identität einschrieben. Dieser Zweifel verstärkt sich noch bei dem letzten Fallbeispiel, den Friedhöfen. Für die Friedhöfe und hier die Umgestaltung des öffentlichen Stadtraums scheint die Schlussfolgerung naheliegender, dass die hier geführten Debatten und Konflikte eher in einem Licht von konkreten Modernitätsvorstellungen gesehen werden sollten. Sind die Kämpfe zwischen religiösen Gemeinschaften und Staat hier wirklich vor dem Hintergrund einer Polonisierung zu sehen? Oder ging es hier doch eher darum, wie ein modernes urbanes Gemeinwesen organisiert werden sollte? Moskal belegt selbst, dass es sich hier nicht um eine spezifische polnische Angelegenheit handele. Auch in Zeiten deutscher Verwaltung wurden ähnliche Konflikte im Zusammenhang mit der Modernisierung von städtischen Räumen ausgetragen.
Eine weitere formale Schwäche ihres Buches ist die Uneinheitlichkeit in ihrem Konzept. Definiert sie „Polonisierung“ als einen „horizontalen“ Vorgang (S. 6), verwendet sie ihn später im vertikalen Sinne (S. 50). Das macht die Abgrenzung zu dem anderen von ihr verwendeten Begriff, „Nationalisierung“, unklar. Aber schon in der Definition beider Begriffe stellt sie nicht deutlich genug den Unterschied heraus bzw. verwischt ihn demonstrativ, wenn sie schreibt, „[e]s handelt sich bei den horizontal [also: Polonisierung – J.G.] und vertikal [also: Nationalisierung – J.G.] ablaufenden Prozessen um eng miteinander verflochtene Phänomene, die sich gegenseitig beeinflussten […] weshalb in dieser Arbeit für beide der Begriff ‚Polonisierung' bzw. ‚Nationalisierung' verwendet wird.“ (S. 7). Damit hebt sie die vorher selbst getroffene Unterscheidung auf und ihre Untersuchung büßt an analytischem Mehrwert ein.
Trotz dieser Einwände hat Moskal mit ihrem Buch eine beeindruckend recherchierte und durchdachte Studie vorgelegt. Ihre Ergebnisse sind immer wieder aufschlussreich und die dadurch gewonnenen Einsichten liefern ein wertvolles Verständnis für den Zusammenhang von makropolitischen und stadtgeschichtlichen Prozessen. Da stört es auch weniger, dass ihr Konzept nicht an jeder Stelle der Arbeit aufzugehen scheint. Moskals Buch ist trotzdem ein Zugewinn für die geschichtswissenschaftliche Forschungsdebatte zu Prozessen der Nationalstaatsbildung und Schaffung von zunehmend homogenen Gesellschaften und den dahinter stehenden Dynamiken sowie Prägekräften.
[1] Vgl. Felix Ackermann, Palimpsest Grodno: Nationalisierung, Nivellierung und Sowjetisierung einer mitteleuropäischen Stadt 1919 – 1991(Wiesbaden 2010); Per Brodersen, Die Stadt im Westen: Wie Königsberg Kaliningrad wurde (Göttingen 2008); Jacek Friedrich, Neue Stadt in altem Gewand: Der Wiederaufbau Danzigs 1945-1960 (Köln 2019); Bert Hoppe, Auf den Trümmern von Königsberg: Kaliningrad 1946-1970 (München 2000); Peter Oliver Loew, Danzig und seine Vergangenheit 1793-1997: Die Geschichtskultur einer Stadt zwischen Deutschland und Polen (Osnabrück 1993); Jan Musekamp, Zwischen Stettin und Szczecin: Metamorphosen einer Stadt von 1945 bis 2005: Metamorphosen einer Stadt (Wiesbaden 2010); Gregor Thum, Die fremde Stadt: Breslau nach 1945 (München 2006).
[2] http://bucerius.haifa.ac.il/gif2.html (Stand: 09.05.2014)